Hinauf zum Schwörstein – Wanderung am Sonntag, 9. Januar 2022
Was uns im Sommer so sehr gefehlt hat, in den letzten Wochen hatten wir es reichlich. Fast die ganze Nacht hindurch hat es geregnet, und auch jetzt noch geht manch banger Blick gen Himmel. Aber zumindest bei unserem Zusammentreffen am Ramberger Dorfplatz war es trocken, und wir waren alle guter Hoffnung, dass es auch so bleiben würde. Die erste Wanderung im neuen Jahr, mit aller coronabedingten Vorsicht, aber trotzdem, alle waren voller Freude und Erwartung. Das wollten wir uns nicht nehmen lassen.
Gleich geht´s auch los, die Straße hinauf ´Im Stumpfacker`, ziemlich oben links herum und dann rechts gehalten und schon sind wir draußen aus Ramberg. Rechter Hand ein Feldkreuz und da biegen wir auch scharf rechts ab. Jetzt geht es aufwärts auf einem klafterbreiten Waldweg, unbefestigt, voller Steine, kleiner Äste und Laub. Und dazu ein recht schwammiger, aufgeweichter Boden. Rutschig war´s, recht anstrengend zu gehen. Aber nichts anmerken lassen ! Nach langer Abstinenz ist es Zeit, dass wir uns wieder etwas zutrauen, uns etwas zumuten. Die ersten Gespräche verstummen, man braucht den Atem anderweitig. An der Nordflanke des Hermesberges geht es grob in östlicher Richtung, um dann nach rund einem starken Kilometer nach Norden abzuschwenken. Jetzt geht es schon Richtung Schutzhütte ´Barebäm`, und der eine oder andere redet bereits von Hunger. Ab hier geht es auch etwas moderater aufwärts, an der Ostseite des Harzofenberges fast eben weiter, um dann nochmals kurz vor der Hütte in einen etwas kräftigeren Anstieg überzugehen. Immerhin liegt die ´Barebäm` auf 442 Metern Höhe, sodass wir von Ramberg aus mit seiner Höhe von rund 240 Metern jetzt 200 Höhenmeter angestiegen sind. Der erste Schluck Schorle war der beste, obwohl die meisten von uns einem kleinen Schluck Glühwein mehr abgewinnen konnten. Zwischenzeitlich war auch immer mal wieder der ein oder andere Tropfen vom Himmel gefallen, gelegentlich auch durchmischt mit ein paar Flocken.
Von der ´Barebäm` noch rund 500 Meter weiter auf gesplittetem Forstweg, hier ist beschildert Richtung „Böchinger Hütte“ und dann wenden wir uns nach links, gehen jetzt in südwestlicher Richtung, zunächst in Richtung auf den Gipfel des Harzofenberges zu, halten uns dann aber rechts davon und gelangen so hinüber zum Katzenfelsen. Zwei fremde Wanderer sitzen hier schon unter dem überhängenden Felsen und haben sich ein kleines Feuerchen gemacht.
Gelegentlicher Nieselregen und ein paar kleine Graupelschauer haben uns bis jetzt begleitet, und bleiben uns auch während unserer Rast nicht ganz erspart. Mittagspause, nachdem wir jetzt knapp zwei Stunden unterwegs sind. Rücksäcke werden ausgepackt, die Stimmung steigt. Wir alle genießen es, ´mal wieder gemeinsam unterwegs zu sein. Aber als es wieder etwas stärker beginnt zu nieseln, geht es weiter. Zuerst ein kleines Stück zurück auf dem Weg, den wir auch gekommen sind, dann halten wir uns halb rechts und erreichen nach einer weiteren knappen Stunde den Schwörstein, den man im Volksmund wohl auch die ´brääd Bladd` nennt. Hier an dieser Stelle, genau auf der Grenze zwischen der Mittel- und der Oberhaingeraide wurden früher die sogenannten Waldgeschworenen, die für Schutz und geregelte Nutzung des Waldes verantwortlich waren, vereidigt. Auch geht die Sage, dass sich früher an diesem Stein die Hexen der Umgebung zur Walpurgisnacht versammelt und hier ihren Hexensabbat abgehalten hätten.
Eine kleine Steigung ist noch zu bewältigen, hier sind wir auch auf dem höchsten Punkt unserer Wanderung mit 540 Meter über dem Meer, dann aber gehen wir auf mehr oder weniger bequemem Weg etwa anderthalb Kilometer direkt zurück zur ´Barebäm`. Die Sonne blinzelt doch tatsächlich kurz zwischen den Wolken hervor. Hier noch ein kurzer aber gründlicher Blick in die Rucksäcke, und dann die letzte Etappe der Wanderung: vorbei an der geschlossenen Ramburgschänke in weitem Bogen am Südhang des Schloßberges hinunter ins Tal, zurück nach Ramberg.
von Paul Günther Uhrig