Am Lanzenfahrter Felsen, Wolfsfelsen, Wanderheim Dicke Eiche – Wanderung am Sonntag, 13. März 2022
Rund um die junge Queich
Wanderbericht der PWV Ortsgruppe Ramberg von Paul vom Eulenhorst
Erst die Teilnehmerliste konnte endgültige Klarheit bringen: 44 Ramberger Wandersleut waren es, die sich heute, am Sonntag, den 13. März 2022 von den Farrenwiesen in Hauenstein aus auf den Weg gemacht haben, den Oberlauf der jungen Queich zu umrunden. Einige waren direkt hierhergekommen, andere hatten sich wie üblich um 10 Uhr am Dorfplatz in Ramberg getroffen, um im Konvoi mit den eigenen Autos hierher zu gelangen. Ein Arrangement, das unserer Bequemlichkeit, aber leider auch den Profiten der Mineralölkonzerne zuträglich ist.
Um das gleich vorweg zu sagen: manchmal passt auch die Realität nicht so ganz zu den Wünschen und Erwartungen, und man muss letztere zurückschrauben, damit sie wieder zur Realität passen. Jedenfalls, mit dem erhofften Wandern im Frühlingswald hat das dann doch nicht so richtig geklappt.
Wohl ist unten in der Rheinniederung das Jahr schon um etliches weiter, allenthalben ist der Waldboden zumindest stellenweise ein weißes oder gelbes Blütenmeer, Lichtungen sind ein wahres Schlaraffenland voller Kräuter und sonstiger Köstlichkeiten für das Wild, in den Auwäldern gucken schon hie und da, was völlig außergewöhnlich ist für Anfang März, die Bärlauchspitzen ganz frech aus dem Boden, aber hier im Pfälzerwald, immerhin gut zwischen 200 und 300 Meter höher, ist der Frühling bis jetzt nur bis an den Waldrand gekommen. Hier dauerts wohl noch ein bissel.
So richtig grün ist´s drin noch nicht im Wald. Aber die Sonne scheint. Zwar gab´s hie und da ein paar Wolkenschleier, aber ansonsten ist der Himmel blank geputzt.
Über die Queich gings hinüber leicht bergauf, dann schwenken wir nach links. Wie überall, wo ordnungsliebende Menschen Ordnung schaffen wollen, kleine Schildchen an den Bäumen, „Panoramaweg“, „Kurpark“, „Freibad“ und „Dümpeltal“ heißt es hier.
In weitem Bogen, entlang der Bergflanke, geht es zunächst auf Hauenstein zu, rechts oben liegt die Hauensteiner Puppe, der Burghaldenfels, wohl ein Klettererparadies, dann schwenken wir, die letzten Häuser von Hauenstein lassen wir links unten liegen, direkt in die Sonne in Richtung Altwiesenpark. Am Wegrand ein Kruzifix, offensichtlich recht alt und anrührend in seiner Einfachheit und wohl kunstlosen Ausführung, aber ein beredtes Zeugnis vormaliger biederer Frömmigkeit der Landbevölkerung. Ein Stück weit die Lindenbrunnstraße entlang, Sebastian Kneipp würde sich freuen, wie weit sich seine Lehre verbreitet hat, hier gibt es dann auch eine Wassertretstelle.
Am Schwimmbad geht´s vorbei, dann rechts herum und hinüber über den Gillenbach und dann wieder einmal bergan, bis jetzt nur mäßig, auf trittfreundlichem Naturweg hinüber ins Weidentälchen.
Bald wendet sich der Weg, bislang gings gegen Südwesten, jetzt nach Norden, der Anstieg wird immer kräftiger und kräftezehrender, zuletzt in engen Serpentinen hinauf zum Lanzenfahrter Felsen. Weshalb der so heißt? Manche sprechen von einem Zusammenhang mit mittelalterlichen Lands- oder Lanzknechten, aber niemand weiß genaueres. Angenommen wird aber, dass der Name in jedem Fall einen kriegerischen Ursprung hat.
Dem Touristen zur Freude, dem Naturfreund zum Ärger kann man den Felsen auf einer Stahlleiter besteigen. Dem einen oder anderen ein kleiner Anlass zu ein wenig Häme: gesperrt. Was muss der Mensch auch jeden Felsen von oben betatschen und auf jedem letzten Flecken unberührter Natur herumtrampeln?
Aber faszinierend sind sie schon, die teilweise bizarren Felsformationen, die vor Jahrmillionen durch Verwitterung des auf anderen Gesteinsschichten aufliegenden Sandsteines entstanden sind. Und faszinierend ist auch das Spiel von Licht und Schatten der braunen, roten und gelegentlich auch ins Bläulich-Grüne schimmernden und wechselnden Farben der Steine im hellen Sonnenschein. So etwas wie Ehrfurcht gegenüber den Kräften und Geschehnissen in der Natur kommt auf.
Weiter geht´s. Jetzt auf der linken Seite wieder solch ein aufsteilender, aber nicht ganz so imposanter Felsen, solche Gebilde werden uns auf unserem weiteren Weg noch mehrmals ins Blickfeld kommen. Stephansturm, Wolfsfelsen, Sattelfelsen, und wie diese Nadeln alle heißen. In weitem Bogen weiter links herum, jetzt relativ eben. Manch eine arthrosebehaftete Hüfte kann sich ein wenig entspannen.
Und auch unsere Hunde haben ihre Freude an dieser von unseren Wanderführern Claudia und Gunnar Sachs ausgekundschafteten Wandertour. Der kleine Kobold Nina, ein Mischling unbekannter Zusammensetzung, lieb und anhänglich, wird von unserer wohl jüngsten Mitwanderin Hannah geführt, Ysa und Anko gehen mit Herrchen an der mal längeren, mal kürzeren Leine, und Sky als ausgemachter Hütehund umkreist fortwährend die gesamte Wandergruppe und versucht, ´seine Herde` Menschen zusammen zu halten.
Im Wesentlichen nach Süden führt jetzt der Weg, auf die Westflanke des ´Hoher Kopf` zu und dem entlang, und hier wird dann zum mittäglichen Schmausen geblasen. Eine Waldarbeiter-Gerätehütte steht hier, auch ist der Boden trocken, man kann sich setzen, und da werden die Rucksäcke intensiv auf Ess- und Trinkbares untersucht.
Überhaupt trocken…… man spürt, der ganze Wald ist trocken. Die Vegetation ist noch weit zurück, die Kraft der Bäume steckt noch in Stämmen und Ästen, von Blattwerk verhältnismäßig wenig zu sehen. Und altes Laub, stumpf und staubtrocken raschelt überall, verrottet kaum. Schon jetzt im Frühjahr zeigt sich, dass uns das Wasserproblem auch dieses Jahr beschäftigen wird, nicht nur im Wald, sondern bald auch zuhause im täglichen Leben. Ob wir wohl bald wieder aufs Plumpsklo gehen, weil es kein Wasser dafür gibt?
Aber es gibt für aufmerksame Wandereraugen auch einiges zu schauen. An manchen Bäumen, meistens Buchen, kragen mächtige Zunderpilze aus. Damit hat man früher Feuer geschlagen – ob das wohl heute noch jemand könnte?
Danach geht es weiter, ein Stück weit noch um den ´Hoher Kopf` herum, dann wird wieder abgeschwenkt nach Süden in Richtung Wanderheim ´Dicke Eiche`. Verirren kann man sich hier nicht mehr, die Bäume sind gespickt mit Hinweisschildern.
Hier am Wanderheim wird noch ´mal etwas für die Gesundheit getan. Der eine oder andere nimmt noch einen kleinen Imbiss, aber das Wichtigste: wer mag, kann im Schatten, wer mag, in der Sonne sitzen und dazu eine Schorle trinken. Das ist doch allemal das Schönste, was einem Wanderer passieren kann. Und dazu noch ein paar nette Wanderkameraden am Tisch, ein gutes Gespräch und das Lachen perlt …. Die recht monumentale Sandsteinskulptur ´Wanderer mit Kind` von Franz Egmont Seibel, in „Hääschde“ als Schnitzer-Franz bekannt, von dem auch, wie der Hauensteiner Bürgermeister Michael Zimmermann zu erzählen weiß, die Golgotha-Skulpturengruppe in der Hauensteiner Friedenskirche stammt, schaut dazu recht ernst.
Aber auch das Naturdenkmal ´Dicke Eiche`, das wir danach nach einer kurzen Wegstrecke erreichen, gibt Anlass, ein wenig nachdenklich zu werden und vielleicht auch die Faust in der Tasche zu ballen. Da stand bis vor einigen Jahren eine Eiche, wohl über 300 Jahre alt, bis ein paar dumme Menschen dahergekommen sind, und ihr mit einer Motorsäge den Garaus gemacht haben. Nicht etwa um das Holz zu ernten, sondern einfach so, ohne Sinn und Verstand.
Nach kurzem Verweilen geht´s weiter, immer leicht abwärts, unter dem Mittelschachen entlang. Auf einem Bergsattel zwischen den Gemarkungen Erfweiler und Hauenstein, an der Nord-Ost-Flanke des Winterberges erreichen wir das ´Winterkirchel`, eine kleine Kapelle, die den Namen „Maria Himmelspforte“ trägt. Seit urdenklicher Zeit gab es hier bereits eine kleine Rodung, inmitten der eine kleine Marienwallfahrtskapelle gestanden hat. Und wenn man bedenkt, dass die Christen ihre Kirchen und Wallfahrtsstätten gerne an Orten errichtet haben, die bereits in vorchristlicher Zeit sakrale Bedeutung hatten, muss man eine lange Historie dieses Platzes annehmen. Und dann kamen im Jahr 1789 die Franzosen, die Preußen und andere, die meinten, die Welt beherrschen zu müssen, und das Kapellchen wurde, wie man heute sagen würde, platt gemacht.
Was sich hier wieder einmal bewiesen hat, und was allen Zweiflern und Skeptikern zu denken geben darf: Wanderverein bedeutet eben nicht nur blindwütig im Wald ´herumlatschen` und in den Pausen Schorle trinken. Wanderverein ist auch Sehen, Verstehen und letztlich auch Nachdenken. Befriedigt wird auch ein Urinstinkt des Menschen, das Streben nach Erleben, Verstehen und Erkenntnis. Und recht anschaulich hat unser Wanderführer Gunnar die Entstehungsgeschichte der heutigen Kapelle und deren Bedeutung dargestellt. Substanz zum Nachdenken.
Hierher zum Winterkirchel findet seit 1949 allmonatlich am 13. eine Wallfahrt aus Erfweiler herauf statt, und heute ist der 13. Nur wenige ältere Frauen haben heute diese Wallfahrt mitgemacht, sitzen jetzt in der Kapelle beim Gebet, aber auf die Zahl kommt es wohl nicht an. Die Entstehungsgeschichte der Kapelle, die Lage inmitten der Berge, die Tatsache, dass hier Gläubige eine Zuflucht finden, die Gegenwart dessen, das, den oder die sich unserer und jeglicher Vernunft entzieht, machen diesen Ort zum magischen Ort, zum Kraftort.
Nicht alle verstehen, sich dem ganz zu öffnen. Nicht jedem geht durch den Sinn ´introibo ad altare Dei`. Das Schoppenglas wird herumgereicht, aber doch wird das eine oder andere tiefgehende Wort gesprochen.
Dann geht es weiter, strikt Richtung Norden. Weit unten liegt rechterhand das Queichtal, ein Woog nach dem anderen, aber von hier oben nicht zu sehen. Später dann am Paddelweiher vorbei, die Hütte mit ihrer weithin bekannten Gastronomie lockt, aber die wenigsten von uns haben noch Lust, hier einzukehren. Zu eindrucksvoll, zu schön war der Tag, ´toppen` kann man das ohnehin nicht. Und die Autos warten an der Farrenwiese.
Nun noch zum Schluss und damit das eben auch gesagt sei: es war ein wunderschöner Tag, Claudia und Gunnar haben ihr Bestes gegeben und es war auch das Beste, und auch Petrus war uns wohl gesonnen. Ein würdiger Abschluss; der Chronist des PWV Ramberg, Paul vom Eulenhorst, gibt jetzt seine Feder ab. Weiterhin schreiben über die Wanderungen der PWV-Ortsgruppe Ramberg wird eine andere Wanderfreundin oder ein anderer Wanderfreund. Also ´Frisch auf`! Für noch viele gemeinsame Wanderungen und Erlebnisse.